An keinem Stammtisch dieser Republik dürfen abfällige Kommentare über die „da Oben“, die ohnehin nur an Diätenerhöhungen und einer späteren Tätigkeit in Aufsichtsräten interessiert sind, fehlen. Was für ein großes Engagement hinter politischer Arbeit im Allgemeinen, aber auch dem Wahlkampf im Speziellen steckt, wird dabei allzu oft übersehen.
Zu diesen und anderen Aspekten liefert der Kurzbericht der Kandidatenstudie 2013 anlässlich der vergangenen Bundestagswahl, die im Rahmen der German Longitudinal Election Study (GLES) am WZB durchgeführt wurde, einige spannende Ergebnisse. So zeigt sich etwa, dass die Mehrheit der Kandidatinnen und Kandidaten über einen umfangreichen Erfahrungsschatz hinsichtlich (partei-)politischer Aktivitäten verfügen, dass aber gleichzeitig der innerparteiliche Wettbewerb um eine Nominierung oftmals kaum umkämpft ist. Im Wahlkampf selbst, der von zwei Dritteln sogar in Vollzeit geführt wird, greifen die Kandidatinnen und Kandidaten auf viele unterschiedliche Kampagnenmittel zurück—obwohl etwa die Hälfte für sich keine oder kaum eine Chance sah, auch tatsächlich ein Mandat zu gewinnen. Die Demokratie insgesamt erscheint vielen Kandidatinnen und Kandidaten als verbesserungswürdig; besonders direktdemokratische Elemente werden als adäquate Alternativen angesehen. Vielleicht sind die „da Oben“ also doch nicht so anders und ausschließlich auf das eigene Wohl bezogen, wie man mancherorts vermutet.
Weiterführende Literatur:
Heiko Giebler (2014): Die Kandidaten im Wahlkampf. In: Zwischen Fragmentierung und Konzentration: Die Bundestagswahl 2013, Rüdiger Schmitt-Beck, u.a., Nomos Verlag, S. 47-60.