Das griechische Referendum vom Wochenende ist nur das letzte von vielen Ereignissen, das uns den Zusammenhang von Ökonomie und Politik vor Augen führt. Seit dem Beginn der Banken-, Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2007 beobachten wir eine regelrechte Renaissance der Ökonomie im politischen und öffentlichen Diskurs – und das nahezu weltweit. Die Debatten der Post-Moderne werden von ‚bread and butter‘-Themen wieder in den Hintergrund geschoben. Somit drängt es sich geradezu auf, sich dem Verhältnis von ökonomischen Entwicklungen und politischem Verhalten erneut und mit einer in deutscher Sprache bislang nicht vorhandenen Breite aus wissenschaftlicher Perspektive anzunehmen.
Der von Heiko Giebler und Aiko Wagner herausgegebene Sammelband hinterfragt aus verschiedenen Perspektiven die Beziehung zwischen Ökonomie und politischem Verhalten und Einstellungen vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise. Innovative Analysen einer Vielzahl von Datenquellen ergeben, dass der Satz „It’s the economy, stupid!“ mehrfach differenziert werden muss: den ökonomischen Wähler gibt es nicht.
Vielmehr gilt es, verschiedene Kombinationen von Wählertypen, Aspekten der Wirtschaft sowie Kontexten zu berücksichtigen. Auch in Hinblick auf Parteien und Politikern ergeben sich für den Wählerwettbewerb relevante Unterschiede in der Bedeutung von Ökonomie und den damit verbundenen politischen Maßnahmen. Gerade vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise müssen zudem deren Folgen in den Blick genommen werden, sowohl für die Demokratiezufriedenheit als auch für gesellschaftliche Konfliktlinien. In der Summe liefern die Kapitel sowohl Kritik an als auch eine Weitereinwicklung der Theorie des ökonomischen Wählens.
Mit Beiträgen von:
Tarik Abou-Chadi, Simon Bauer, Daniela Braun, Thorsten Faas, Heiko Giebler, Sascha Huber, Jürgen Maier, Nicolas Merz, Agatha Rudnik, Carmen Schmidt, Sebastian Schneider, Harald Schoen, Thomas Schübel, Alexander Staudt, Markus Steinbrecher, Nils Steiner, Markus Tausendpfund, Markus Tepe, Aiko Wagner
Das Werk ist Teil der Reihe Studien zur Wahl- und Einstellungsforschung, Band 29