Ausschreibungen: 2 wissenschaftliche MitarbeiterInnen am WZB

Berlin, 16. Februar 2017

Ausschreibung

Die Abteilungen „Migration, Integration, Transnationalisierung“ (Direktor: Prof. Dr. Ruud Koopmans) und „Demokratie und Demokratisierung“ (Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Merkel) des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) suchen

  • 2 wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen (zur Promotion)
  • mit 65% der regelmäßigen Arbeitszeit (derzeit 25,35 Wochenstunden)
  • zum 1. Mai 2017, vorerst befristet bis zum 31.12.2019 mit der Möglichkeit der Verlängerung bis zum 30. April 2020 bei Bewilligung der Mittel.

Die Stellen sind im Projekt „Gegen Oben, Gegen Andere: Quellen von Demokratiekritik, Immigrationskritik und Rechtspopulismus“ (Kurztitel: DIR) angesiedelt. Das DIR-Projekt wird von Dr. Heiko Giebler (Politikwissenschaftler) und Dr. Susanne Veit (Sozialpsychologin) geleitet und soll sowohl zwischen Disziplinen (v. a. Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie) als auch zwischen den beiden Abteilungen „Migration, Integration, Transnationalisierung“ und „Demokratie und Demokratisierung“ eine Brücke bilden. Von erfolgreichen Bewerber/-innen wird erwartet, dass sie im Rahmen des Projektes promovieren. Falls angestrebt, unterstützt das WZB die Bewerbung für eine der Berliner Graduiertenschulen.

Vor dem Hintergrund des derzeitigen Erfolges rechtspopulistischer Bewegungen und Parteien in vielen westlichen Demokratien erforscht DIR, ob und warum rechtspopulistische Einstellungen mit einer kritischen Haltung gegenüber Demokratie und der Ablehnung von Zuwanderung assoziiert sind. Zentrales Ziel ist die Entwicklung und empirische Überprüfung eines Prozessmodells der Einstellungsentwicklung und -änderung sowie die Untersuchung der gemeinsamen Quellen von Demokratie- und Immigrationskritik. Detaillierte Hinweise zur Forschungsagenda des Projekts finden sich unter folgendem Link: www.wzb.eu/de/forschung/bereichsuebergreifende-forschung/gegen-oben-gegen-andere.

Aufgaben

Die beiden Doktorand/-innen sollen eigenständig im Rahmen des Projekts forschen. Zu ihren Aufgaben zählen die Aufarbeitung relevanter Literatur aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, die Erhebung und Analyse empirischer Daten, das Verfassen einer projektbezogenen Dissertation sowie die Mitarbeit an Veröffentlichungen der Studienergebnisse. Um eine Brücke zwischen den Disziplinen und auch den beteiligten Abteilungen des WZBs schlagen zu können, wird eine enge Kooperation sowohl innerhalb des Projekts als auch mit den beiden involvierten Abteilungen vorausgesetzt.

Allgemeine Anforderungen

Von Bewerber/-innen wird erwartet, dass sie sich durch folgende Kriterien auszeichnen:

  • abgeschlossenes Studium mit exzellentem Ergebnis (Master oder Diplom),
  • Kenntnis von und Erfahrung mit quantitativer Forschung und quantitativen Methoden, sicherer Umgang mit statistischen Datenanalysen (mittels syntaxbasierter Statistikprogramme)
  • exzellente Englischkenntnisse (schriftlich und mündlich),
  • gute Deutschkenntnisse (oder die Bereitschaft, diese zu erlangen) und
  • gute Organisationsfähigkeit sowie Interesse an und Fähigkeit zur Teamarbeit.

Spezifische Anforderungen

Stelle A (sozialpsychologischer Hintergrund; Forschung zu Migration und Integration):

Diese Stelle steht in engem Zusammenhang mit der Abteilung „Migration, Integration, Transnationalisierung“ und mit Forschung zu Einstellungen gegenüber Zuwanderung. Die Promotion in diesem Themenbereich wird von Dr. Susanne Veit betreut. Bewerber/-innen haben idealerweise einen Abschluss in (Sozial-)Psychologie und streben eine Promotion in Psychologie an. Eine hohe Bereitschaft für interdisziplinäre Forschung wird vorausgesetzt. Bewerber/-innen sollten vertiefte Kenntnisse der Forschung in den Bereichen Sozialpsychologie und Politische Psychologie zu Themen wie Intergruppenbeziehungen, Ethnozentrismus, politische Einstellungen und Ideologien oder „system justification“ haben. Erfahrung mit experimentellen Studien und/oder Bevölkerungsumfragen sind von Vorteil.

Stelle B (sozialwissenschaftlicher Hintergrund; Demokratieforschung):

Die zweite Stelle steht in engem Zusammenhang mit der Abteilung „Demokratie und Demokratisierung“. Die Promotion in diesem Themenbereich wird von Dr. Heiko Giebler betreut. Geeignete Bewerber/-innen haben einen Abschluss in Politikwissenschaften, Kommunikationswissenschaften oder Soziologie und streben eine Promotion in Sozialwissenschaften – idealerweise in Politikwissenschaften – an. Sie sollten vertiefte Kenntnisse zu politischem Verhalten, politischen Einstellungen, politischer Psychologie und/oder politischer Kommunikation aus der Mikroperspektive haben. Offenheit für interdisziplinäre Forschung und ein ausgeprägtes Interesse an Forschung zu Rechtspopulismus und zur (Legitimitäts-)Krise der repräsentativen Demokratie sowie Kenntnisse in der Umfrageforschung sind von Vorteil.

Vergütung: EG 13 TVöD

Bewerbung: Bitte senden Sie Ihre vollständige Bewerbung mit einem Anschreiben (mit Hinweis, auf welche der beiden Stellen Sie sich bewerben), einem Lebenslauf (ohne Foto) mit Informationen über projektrelevante Fähigkeiten und Erfahrungen, einer Kopie des Master- oder Diplomzeugnisses und der Leistungsübersichten sowie einem zwei- bis dreiseitigen Entwurf eines Dissertationsexposés mit Bezug zum Projektrahmen

per E-Mail bis zum 17. März 2017 an: katarina.pollner@wzb.eu (max. 2 PDF-Dokumente; Betreff: Bewerbung DIR).

Die Bewerbungsgespräche werden aller Voraussicht nach in der ersten Aprilwoche 2017 stattfinden.

Bei gleicher Qualifikation werden Bewerber/-innen mit anerkannter Schwerbehinderung bevorzugt.

Das WZB fordert Frauen und Personen mit Migrationshintergrund ausdrücklich zur Bewerbung auf.

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Call for papers – Special issue of Politics and Governance: “Why choice matters: Revisiting and comparing measures of democracy”

post by special issue guest editors Dr. Heiko Giebler (WZB Berlin Social Science Center, heiko.giebler@wzb.eu); Dr. Saskia Ruth (University of Zurich, saskia.ruth@zda.uzh.ch); Dag Tanneberg (University of Potsdam, dag.tanneberg@uni-potsdam.de)

This peer-reviewed special issue of Politics & Governance (an open-access journal) invites articles that compare at least two widely used measures of democracy to discuss one or more of the following topics: (1) differences in theoretical grounding and conceptualization of democracy; (2) differences in data choice and/or the effects of different rules of aggregation; or (3) how different measures of democracy impact substantive research questions. Whereas other publications have summarized the field of democracy measurement in broad strokes, this special issue will help scholars to make more informed choices between alternative measures of democracy for their own research program. 

Timeline:
Deadline for proposals: December 31st, 2016
Deadline for 1st drafts: May 25th, 2017
Authors workshop: early June 2017
Deadline for final submissions: September 2017
Publication of the special issue: February 2018

Content:
Over the past 25 years, the field of democracy measurement has grown tremendously. The continued scientific and public demand for measures of democracy generated an unprecedented wealth of measurement instruments all aiming to capture democracy. Yet, summarizing the development of the field since the 1960s Bollen (1991, 4) found scant evidence for a “smooth evolution towards clear theoretical definitions and finely calibrated instruments”. One decade later Munck and Verkuilen (2002, 28) still concluded that “no single index offers a satisfactory response to all three challenges of conceptualization, measurement, and aggregation”. But all is certainly not lost in measuring democracy. Rather, scholars have incorporated much of the critique. As a result, social sciences enjoy a vast supply of high quality approaches to measuring democracy. Today, the challenge is less to select a sound index of democracy and more to understand the theoretical and methodological differences between them.

This special issue in Politics & Governance (peer-reviewed and open access; indexing: Web of Science (ESCI), Scopus, and other databases) aims to provide a comprehensive evaluation of those differences in order to help scholars make more informed choices between alternative measures of democracy. It invites papers that analyze and discuss the substantive consequences of differences between at least two widely used measures of democracy. The list of measures includes but is not limited to Bertelsmann Transformation Index (BTI), Democracy Barometer, Democracy & Dictatorship, Economist Intelligence Unit Democracy Index, Freedom House, Polity IV, Sustainable Governance Indicators (SGI), Unified Democracy Scores (UDS), Vanhanen, V-Dem, Worldwide Governance Indicators (WGI), etc. Contributed articles should deal with at least one of the following three topics:

(1) Differences in theoretical grounding and conceptualization of democracy measures
The conceptual differences between graded measures of democracy are seldom in the focus of research. However, these can be quite substantial as in the cases of the Democracy Barometer and the Unified Democracy Scores. Whereas the former advances a detailed conceptualization of democracy, the latter projects several different indices of democracy unto a single latent variable. Alternatively, some measures follow a minimalistic definition of democracy while others go as far as including outcomes of democratic rule. What do such differences mean for theoretical grounding, conceptualization, and empirical analyses in democracy related research? Which measures can and should be used for which substantive research questions?

(2) Differences in data choice and rules of aggregation
On the one hand much in measuring democracy revolves around the nature and scaling of appropriate indicators. For instance, one key debate pits observables against expert judgments (Alvarez et al. 1996, Ulfelder 2006, Schedler 2012). But, do observables make better or do they merely make different data? Conversely, do expert judgments achieve higher validity or are they just biased in different ways? On the other hand, existing measures of democracy differ tremendously in their aggregation rules, ranging from necessary and sufficient conditions (Democracy & Dictatorship) to weighted sums (Freedom House, Polity IV, Democracy Barometer), and latent variable measurement models (UDS, V-DEM). What substantive differences do those alternatives imply? Can we in fact achieve greater confidence in empirical results by varying rules of aggregation (Munck and Verkuilen 2002, 25)?

(3) How different measures of democracy impact substantive research questions
Using Freedom House and Polity IV data, Casper and Tufis (2003) demonstrate that the choice of index matters for the study of democratization even though both measures are highly correlated. Do those discrepancies exist when using the Vanhanen, V-DEM, UDS, or Democracy Barometer data, too? Moreover, do they affect results in other important areas of research such as the domestic democratic peace, economic growth, and international conflict behavior? Valid contributions also include replication studies of influential publications using different measures of democracy.

Instructions for Authors
Authors interested in submitting a paper for this special issue are kindly requested to consult the journal’s editorial policies (here). Please send an abstract of about 250 words to any of the guest editors by December 31, 2016 latest. The guest editors will contact prospective contributors in late January 2017 with more detailed information. A two-day authors’ workshop is scheduled for early June 2017 and it will take place in either Berlin or Zurich. The guest editors are in the process of acquiring funds for covering travelling and accommodation costs.
Finally, interested authors are kindly requested to check that their institutions are able to cover open access publication costs of EUR 800. If an institution cannot cover the publication costs, the guest editors will provide assistance to acquire alternative funding.

 

References
Alvarez, Michael, Jose Antonio Cheibub, Adam Przeworski, and Fernando Limongi. 1996. “Classifying Political Regimes.” Studies in Comparative International Development 31 (2):3–36.

Bollen, Kenneth A. 1991. “Political Democracy: Conceptual and Measurement Traps.” In On measuring democracy, edited by Alex Inkeles, 3-20. New Brunswick; London: Transaction Publishers.

Casper, Gretchen, and Claudiu Tufis. 2003. “Correlation Versus Interchangeability: The Limited Robustness of Empirical Findings on Democracy Using Highly Correlated Data Sets.” Political Analysis 11 (2):196–203.

Munck, Gerardo L., and Jay Verkuilen. 2002. “Conceptualizing and Measuring Democracy.” Comparative Political Studies 35 (1):5–34.

Schedler, Andreas. 2012. “Judgment and Measurement in Political Science.” Perspectives on Politics 10 (1):21–36.

Ulfelder, Jay. 2006. “Do “Observables” Really Produce Better Data?: Problems with the PACL Data Set for the Analysis of Regime Survival.” http://ssrn.com/abstract=1707362.

Ost versus West, arm versus reich, homogen versus heterogen? Eine Nachlese zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin

Kurz gesagt: Die Abgeordnetenhauswahl in Berlin offenbarte große Unterschiede zwischen Ost und West bezogen auf das Abschneiden einzelner Parteien. Wir gehen in diesem Beitrag der Frage nach, ob es tatsächlich ein spezifisches Wahlverhalten in Ost- und Westberlin gibt, oder, ob eine ungleiche Verteilung von wahlentscheidungsrelevanten Strukturfaktoren zwischen den beiden Teilen der Stadt, wie etwa sozio-ökonomischer Status oder Anteil von Personen mit Migrationshintergrund im jeweiligen Wahllokalbezirk, für diese Unterschiede verantwortlich ist. Unsere Analysen auf Basis der mehr als 1700 Wahllokalbezirke zeigen, dass das Wahlergebnis für die SPD, CDU, Die Linke und die FDP maßgeblich durch spezifisches Verhalten in Ost und West bestimmt wird, während sich Unterschiede für die Grüne und vor allem die AfD vor allem aufgrund der divergierenden Verteilung von Strukturfaktoren ergeben.

Konkret hängt das Abschneiden der Parteien von vielen Faktoren ab; besonders relevant sind der sozio-ökonomische Status einer Wohngegend – ein hoher Status wirkt sich positiv auf die Grünen, die FDP und Die Linke aus, während gerade die AfD von einem geringeren Status profitiert – und der Migrantinnenanteil im Kiez. Hier bestätigen sich Hinweise von kürzlich stattgefunden Wahlen, da erneut die AfD dort gut abschneidet, wo es wenig Personen mit Migrationshintergrund gibt. Für die Grünen gilt das Gegenteil. Schließlich zeigt ein Blick auf die Wahlbeteiligung, dass nur die AfD wirklich vom Anstieg der Wahlbeteiligung profitiert hat, sie aber gleichsam schlecht abschneidet, wenn das Niveau der Wahlbeteiligung relativ hoch war. Anders: die AfD mobilisiert dort, wo bei der letzten Wahl kaum Interesse an der Abgeordnetenhauswahl vorhanden war.

Eine gespaltene Stadt?

Berlin hat gewählt. Wenn man ehrlich ist und die letzten Landtagswahlen, Bundestrends und Prognosen für die Abgeordnetenhauswahl zur Kenntnis genommen hat, dann überrascht das Ergebnis nicht wirklich. Vieles an dieser Wahl ist zwar einzigartig in der bundesdeutschen Geschichte, wie etwa der stimmanteilschwächste Wahlsieger aller Zeiten, oder, dass fünf Parteien jeweils fast 15 oder mehr Prozent der Zweitstimmen gewonnen haben. Aber eine Überraschung? Nein, dafür waren die Anzeichen im Vorfeld zu eindeutig.

Deutlich interessanter ist die Tatsache, dass scheinbar nicht Berlin, sondern augenscheinlich Ost- und Westberlin getrennt gewählt haben. Zu klären bleibt zudem, welche Faktoren letztlich über das Abschneiden der einzelnen Parteien entschieden haben. Die nach Erststimmenerfolg eingefärbte Karte mit Wahlkreisgrenzen ging durch die Medien – und natürlich durch die sozialen Netzwerke. Kennt man sich ein wenig mit dem Verlauf der ehemaligen Grenze zwischen Ost- und Westberlin aus, so fällt vor allem eine lokale Häufung von Farben, etwa Schwarz für die CDU im Nord- und Südwesten oder Lila für Die Linke im Osten der Stadt auf. Und natürlich das Hellblau der AfD an den nord- und südöstlichen Rändern der Stadt. Diese Verteilung deutet schon auf relevante Unterschiede zwischen Ost- und Westberlin hin. Wie auf Bundesebene hat die Zweitstimme für die Mehrheitsverhältnisse im Parlament ein größeres Gewicht. Hier sind die Unterschiede noch deutlicher, da Stimmenkonzentrationen aus Sorge, eine Stimme an eine chancenlose Kandidatin zu „verschwenden“, keine große Rolle spielen. Zudem sind diese Unterschiede politisch relevanter, da ja auch die Verteilung zwischen den Parteien insgesamt und nicht nur wie bei den Erststimmen der Gewinn eines Wahlkreises von politischer Bedeutung ist.

In Abbildung 1 sind die Zweitstimmenunterschiede zwischen Ost- und Westberlin für alle Parteien zu sehen, die den Einzug ins Abgeordnetenhaus geschafft haben. Die Berechnung erfolgt auf Grundlage der vorläufigen, offiziellen Zweitstimmenergebnisse (Informationen zu den Datengrundlagen und den Analysemethoden, die in diesem Beitrag verwendet werden, finden sich unten). Es ergibt sich ein Bild, das den oben beschriebenen Unterschieden bei den Erststimmen ähnelt und das wir auch von der Bundesebene oder früheren Wahlen zum Abgeordnetenhaus kennen. Insbesondere die CDU, aber auch die SPD, die Grünen und die FDP schneiden in Westberlin deutlich besser ab, während Die Linke in Ostberlin deutlich erfolgreicher ist. Die AfD schnitt in Ostberlin ebenfalls deutlich besser ab.

Abbildung 1: Zweitstimmenunterschiede zwischen Ost- und Westberlin

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Ist Berlin also das perfekte Beispiel für die Existenz zweier unterschiedlicher, geographisch bestimmbarer Wählerschaften – mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung? Abbildung 1 spricht klar für eine solche Unterteilung Berlins. Die Feststellung, dass Berlin nicht gleich Berlin ist, macht man spätestens nach 20 Minuten in der Ringbahn oder bei einer Fahrt mit dem M29. Was dabei aber eben auch auffällt ist, dass die Heterogenität Berlins keineswegs auf einen Unterschied zwischen Ost und West reduziert werden kann, sondern eigentlich viel kleinteiliger beschrieben werden muss. In beiden Teilen der Stadt gibt es arme Kieze, aber genauso auch Reihenhaussiedlungen und Vorstadtvillen. Die Unterschiede zwischen der Bergmannstraße in Kreuzberg und der Kastanienallee im Prenzlauer Berg beschränken sich auf Tramgleise, 50 Cent mehr für den Milchkaffee und die Tatsache, dass man in letzterer den schwäbischen Akzent nicht mehr verstecken muss. Das bedeutet nicht, dass bestimmte Wohnumfelder – und damit verbunden bestimmte Bevölkerungsgruppen – zufällig über die Stadt verteilt sind. Natürlich gibt es bestimmte Häufungen in Ost- und Westberlin und ein Zusammenhang zwischen Charakteristika eines Kiezes und den Wahlergebnissen ist nicht von der Hand zu weisen. Liegt der Fokus auf allein Ost und West, ist dies trotzdem vielleicht eher irreführend als hilfreich. Die Grünen sind in Westberlin nicht per se erfolgreicher, sondern sie werden eher von Personen aus besseren Wohngegenden gewählt, die eben wiederum in West- häufiger als in Ostberlin zu finden sind. Das deckt sich auch mit anderen Studien, etwa einer Untersuchung zu Xenophobie von Peter Selb und Johannes Müller, die letzterer in der ZEIT vorgestellt hat. Ausländerfeindlichkeit ist in Ostdeutschland weiter verbreitet und stärker ausgeprägt, weil sich die Bevölkerung anders zusammensetzt als im Westen. Xenophobie begünstigende Merkmale wie geringeres Einkommen sind leider in Ostdeutschland häufiger vorhanden. Personen mit gleichen Merkmalen weisen aufgrund eines ost- oder westdeutschen Hintergrunds aber keine Unterschiede bezüglich xenophober Einstellung auf.

Ost vs. West oder arm vs. reich bzw. homogen vs. heterogen?

Um der Frage auf den Grund zu gehen, ob wir es in Berlin tatsächlich mit zwei getrennten Elektoraten oder um die ungleiche Verteilung von bestimmten Wohngegenden zwischen Ost- und Westberlin zu tun haben, präsentieren wir im Folgenden die Ergebnisse einiger Analysen auf Ebene der mehr als 1700 Berliner Wahllokalbezirke. Unsere Analyse kann zudem dazu genutzt werden, die für die Abgeordnetenhauswahl wirklich entscheidenden Faktoren für das Abschneiden der einzelnen Parteien zu identifizieren. Es handelt sich dabei also um Aggregatdatenanalysen, weshalb es auch um den Nachweis von Mustern und nicht um Kausalzusammenhänge geht. Der Einfachheit halber sprechen wir trotzdem von Effekten sowie abhängigen und unabhängigen Variablen.

Die Ergebnisse in den Abbildungen 2 bis 4 entstammen Regressionsanalysen mit dem jeweiligen Zweitstimmenanteil einer Partei in einem Wahllokalbezirke als abhängige Variable (weiterführende Information finden sich unten). Wir nutzen sieben unabhängige Variablen in diesen Modellen und überprüfen, inwiefern systematische Zusammenhänge mit dem Wahlerfolg einer Partei vorliegen. Alle unabhängigen Variablen wurden standardisiert, so dass die Einflussstärke dieser Faktoren direkt verglichen werden kann. Im Einzelnen berücksichtigen wir einen Indikator, der den sozio-ökonomischen Status im Einzugsgebiet des Wahllokalbezirks misst (hohe Werte bedeuten einen hohen Status). Dieser berücksichtigt Kurz- und Langzeitarbeitslosigkeit, wohlfahrtsstaatliche Transferbezüge und Kinderarmut. Wir verwenden zusätzlich einen Indikator, der den Entwicklungstrend dieses Status misst (hohe Werte bedeuten eine positive Entwicklung). Das Ausmaß von Altersarmut und den Anteil von Personen mit Migrationshintergrund (ohne Berücksichtigung der Staatsbürgerschaft) sind ebenfalls Bestandteile des Modells. Zwei weitere unabhängige Variablen bilden die Wahlbeteiligung sowie die Veränderung dieser im Vergleich zur letzten Abgeordnetenhauswahl im Jahr 2011 (hohe Werte bedeuten eine höhere Wahlbeteiligung 2016). Schließlich beinhaltet das Modell auch eine binäre Zuordnung zu Ost- und Westberlin.

Abbildung 2 gibt Auskunft darüber, ob sich auch unter Kontrolle dieser Faktoren ein Ost-West-Effekt feststellen lässt. Dabei werden für jede der sechs künftig im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien die Effektstärke und eine Irrtumswahrscheinlichkeit angegeben (95%-Konfidenzintervall). Schneidet ein Konfidenzintervall die senkrechte Linie am Nullpunkt, ist davon auszugehen, dass für diese Partei und die entsprechende unabhängige Variable kein Zusammenhang besteht. In der Abbildung bedeuten positive Werte einen höheren Zweitstimmenanteil in Westberlin, weshalb wir von einem „Westberlineffekt“ sprechen.

Abbildung 2: Westberlineffekt

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Ein zu schneller Blick auf die Grafik könnte zu der Annahme führen, dass wir es tatsächlich mit zwei unterschiedlichen Elektoraten zu tun haben. Das ist prinzipiell auch richtig: Für alle sechs Parteien ergeben sich signifikante Zusammenhänge und diese sind vor allem für die CDU und Die Linke auch außerordentlich stark. Mit anderen Worten der „Westberlineffekt“ verschwindet nicht, wenn wir auf die anderen Faktoren im Schätzmodell kontrollieren.

Wieso ist es aber nur teilweise richtig, dass wir es in Ost und West mit einer unterschiedlichen Wählerschaft zu tun haben? Hier gibt das Ergebnis für die Grünen und die AfD den entscheidenden Hinweis. Wie in Abbildung 2 zu sehen, gewinnt die AfD in Westberlin mehr Stimmen als in Ostberlin; bei den Grünen ist es andersherum. Wie wir aus Abbildung 1 wissen, ist dies aber natürlich realiter nicht der Fall. Diese Abweichung wird nicht durch eine geringe Qualität der Modelle hervorgerufen. Der Anteil an erklärter Varianz liegt in der Regel bei 60 Prozent oder mehr mit der Ausnahme des SPD-Modells (hier sind es nur knapp 40 Prozent). Vielmehr bilden die Koeffizienten den Einfluss von „Westberlin“ ab, wenn alle anderen Variablen über alle Wahllokalbezirke hinweg auf ihrem empirischen Mittelwert liegen. Wenn sich also die Mittelwerte der Variablen zwischen Ost- und Westberlin stark unterscheiden, wie dies etwa beim Anteil von Personen mit Migrationshintergrund der Fall ist, und der Gesamtmittelwert eher dem Westberliner Mittelwert entspricht – was ebenfalls der Fall ist, da mehr Menschen in Westberlin leben und damit auch dort mehr Wahllokalbezirke existieren – dann kommen solche Effekte zustande. Mit anderen Worten: wir finden nicht für jede der Parteien einen Hinweis auf zwei getrennte Elektorate, sondern zumindest Hinweise, dass die auf die unabhängigen Variablen bezogene unterschiedliche Verteilung von Wohnumfeldsmerkmalen, also demographische und sozio-ökonomische Faktoren, ebenfalls eine Rolle spielt.

Diesem Hinweis kann man mithilfe einer Mittelwertdifferenzdekomposition nachgehen. Einfach ausgedrückt liefert diese Methode eine Schätzung über die Gründe für Mittelwertsunterschiede zwischen zwei Gruppen – hier also für die Differenz der Stimmanteile in Ost- und Westberlin, jeweils für die einzelnen Parteien. Dabei wird überprüft, ob diese Unterschiede auf ungleiche Verteilungen von Merkmalen zurückgehen oder ob der Effekt dieser Merkmale auf die Zielvariable zwischen den Gruppen unterschiedlich ist. In unserem Fall können wir damit etwa zeigen, ob der Unterschied im Zweitstimmenergebnis der SPD zwischen Ost und West maßgeblich auf eine ungleiche Verteilung von Wahllokalbezirken etwa bezüglich sozio-ökonomischen Status, Wahlbeteiligung oder Migrantinnenanteil zurückzuführen ist (Verteilungseffekt) oder ob sich etwa eine hohe Wahlbeteiligung in Westberlin stärker auf die SPD auswirkt als im Osten der Stadt (Wirkungseffekt).

Abbildung 3

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Ein Blick auf Abbildung 3 bestätigt den Eindruck aus der vorangegangen Grafik. Je größer der rote Balken – also der Verteilungseffekt – desto mehr sind Stimmanteilsunterschiede zwischen Ost- und Westberlin auf Unterschiede in den Merkmalen der Wahllokalbezirke in Ost und West zurückzuführen. Offensichtlich ist dies bei den Grünen und bei der AfD mit Abstand stärker ausgeprägt als bei den anderen Parteien. Würden sich also Ost- und Westberlin stärker in Bezug auf die untersuchten Merkmale ähneln, dann würden sich auch die Wahlergebnisse dieser beiden Parteien zwischen den beiden Teilen der Stadt angleichen. Es ist also kein divergierendes Verhalten, dass die Unterschiede hervorruft, sondern eine Folge der zwischen Ost und West systematisch existierenden, strukturellen Heterogenität. In ganz Berlin begünstigen dieselben Faktoren die Wahl etwa der AfD, diese Faktoren sind aber so verteilt, dass die AfD eher in Ostberlin erfolgreich ist.

Für die vier anderen Parteien gilt dies nicht. Hier kann man tatsächlich von einem divergierenden Verhalten am Wahlsonntag sprechen. In Wahllokalbezirken mit bestimmten Merkmalen wird in Ostberlin Die Linke bevorzugt, während sich derselbe Bezirk in Westberlin eher z.B. für die SPD ausspricht. Wir haben also teilweise ein getrenntes Elektorat und teilweise einen regionalen Verteilungseffekt. Das mag banal klingen, sollte aber helfen, die eher überschaubare Komplexität der Debatte um zum Beispiel Wahlerfolge von rechtspopulistischen Parteien wie der AfD produktiv zu bereichern.

Wo du lebst bestimmt wer gewinnt!

Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf ein paar Faktoren, die mit einem Erfolg oder Misserfolg der einzelnen Parteien bei der Abgeordnetenhauswahl einhergehen. Diese Ergebnisse lassen sich leicht vergleichbar zum „Westeffekt“ aus den Regressionsanalysen auf Aggregatsebene ableiten und können helfen, das Wahlergebnis besser einzuordnen. Die Interpretationslogik ist identisch zu jener, die Abbildung 2 zugrunde liegt. Aus Platzgründen beschränken wir uns auf die Rolle von sozio-ökonomischen Status des Wahllokalbezirks, den Migrantinnenanteil und die Wahlbeteiligung.

Der sozioökonomische Status wie auch der Migrantinnenanteil spielen für die Wahl aller Parteien eine wichtige Rolle (Abbildung 4). Grüne, FDP und etwas überraschend Die Linke sind vor allem in Gegenden erfolgreich, die sozio-ökonomisch besser gestellt sind und einen höheren Migrantinnenanteil aufweisen. Die SPD gewinnt eher in sozial schwächeren Kiezen mit vielen Personen mit Migrationshintergrund. Für CDU und AfD ergibt sich letztlich ein identisches Muster: bei beiden hilft eine schlechtere sozio-ökonomische Situation und wenig Migrantinnen beim Wahlerfolg. Zumindest für die AfD zeigt sich somit das altbekannte Muster von schlechter sozialer Lage und wenig Kontakt zu „Fremden“ als Motor für eine rechtspopulistische Gesinnung. Diese Zusammenhänge sind in Berlin noch deutlicher als sie es bei der Wahl in Hamburg im letzten Jahr waren (s. Beitrag von Arndt Leininger) Auf der anderen Seite sieht man auch die Besonderheit Berlins, wo die sozio-ökonomisch besser gestellten Kieze eben nicht konservativ wählen, sondern dann doch eher bei den Grünen verortet sind.

Abbildung 4

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Die Wahlbeteiligung war in den letzten Jahren eines der großen Themen der deutschen Demokratie. Zuerst ging es lang um die Frage, wie wenig Wahlbeteiligung eine Demokratie aushalten kann und ob die Selbstexklusion weiter Teile der Bevölkerung nicht das empirische Phänomen der Krise der modernen Demokratie sei. Seit kurzem hat sich der Diskurs etwas gedreht, da ein positiver Trend für die Wahlbeteiligung zu beobachten ist, dies aber vor allem mit dem Erstarken der AfD einhergeht und in Verbindung gebracht wird. Das Bild der AfD-Wählerin als klassischer Nichtwählerin, die nun wieder oder erstmals zum Gang an die Wahlurne motiviert wurde, wurde der Bevölkerung am Wahlabend und den Tagen danach medial geradezu aufgedrängt. Hat die AfD auch in Berlin von einer stark gestiegenen Wahlbeteiligung profitiert und welche Effekte haben solche Entwicklungen auf die anderen Parteien?

Abbildung 5

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Auch bezüglich der Wahlbeteiligung ist die Antwort komplexer als der öffentliche Diskurs erwarten lässt (Abbildung 5). Eine hohe Wahlbeteiligung war bei der Abgeordnetenhauswahl prinzipiell eher eine Katastrophe für die AfD. Dort wo viele Leute zur Wahl gingen, schneidet die AfD viel schlechter ab als andernorts. Dies gilt auch, aber deutlich weniger stark für die SPD und Die Linke. Auf der anderen Seite profitieren vor allem die Grünen von einer hohen Wahlbeteiligung. Interessant ist aber, dass die AfD als einzige Partei von einem Anstieg der Wahlbeteiligung im Vergleich zur letzten Abgeordnetenhauswahl in einem Kiez profitiert. Nichtwählerinnen scheinen sich tatsächlich vor allem für die AfD zu entscheiden. Wo die Wahlbeteiligung 2011 noch gering war, gab es natürlich auch mehr Potential für einen Anstieg und dieser drückte sich vor allem in Stimmen für die AfD aus. Dieser Effekt ist jedoch relativ klein im Vergleich zur Rolle, welche die Wahlbeteiligung an sich oder der Anteil an Personen mit Migrationshintergrund für das Wahlergebnis der AfD spielen.

Was bleibt ist die Feststellung, dass wir es in Berlin tatsächlich mit einem zwischen Ost und West gespaltenen Elektorat zu tun haben. Gleichzeitig beeinflusst dies den Erfolg einzelner Parteien – der Grünen und der AfD – weit weniger als bei anderen Parteien. Für die Grünen und die AfD sind die kontextuellen Unterschiede zwischen Ost- und Westberlin entscheidend. Tatsächlich sind Faktoren wie sozio-ökonomische Lage, Anteil an Migrantinnen und auch Wahlbeteiligung sehr gut in der Lage, die Wahlergebnisse der einzelnen Parteien auf Ebene der Wahllokalbezirke vorherzusagen. In Summe bestätigt dieser Beitrag also Annahmen über die Quellen der rechtspopulistischen Wahlerfolge: geringer sozio-ökonomischer Status und geringer Anteil von Personen mit Migrationshintergrund sowie ein Anstieg der Wahlbeteiligung sichern Wahlerfolge der AfD. Auf der anderen Seite zeigen wir auch, dass ein differenzierterer Diskurs durchaus hilft. So ist Erfolg der AfD kein ostdeutsches Phänomen, sondern die Konsequenz von sozialen Lagen, die in Ostberlin bzw. Ostdeutschland häufiger als im Westen vorkommen. Letztlich sollten diese Ergebnisse natürlich durch Umfragedaten untermauert werden, um tatsächlich Aussagen über Kausalzusammenhänge treffen zu können. Eine entsprechende Umfrage – durchgeführt im Rahmen der Deutschen Wahlstudie GLES von Mitgliedern der Abteilung ‚Demokratie und Demokratisierung‘ des WZBs – liegt vor und die Ergebnisse werden Anfang Oktober unter anderem hier veröffentlicht.

Datengrundlage und Methoden

Datenquellen

Abgeordnetenhauswahlergebnisse 2016, Landeswahlleiterin für Berlin; Umgerechnete Ergebnisse der Abgeordnetenhauswahlergebnisse 2011 auf die Wahlgebietseinteilung 2016: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg; Sozio-demographische Indikatoren auf LOR-Planungsraumebene, Bericht “Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2015” der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

Briefwahl

Grundsätzlich werden die Stimmen von Briefwählerinnen über Briefwahllokale erfasst, die für jeweils ein bis mehrere Urnenwahlbezirke zuständig sind. Die Briefwahlstimmen wurden für diese Analyse auf die sie umfassenden Wahllokalbezirke entsprechend der Größe der jeweilig wahlberechtigten Bevölkerung in den Urnenwahlbezirken aufgeteilt. Also handelt es sich hier um Näherungswerte, wobei ein systematischer Verzerrungseffekt für die durchgeführten Analysen nicht zu erwarten ist.

Räumliche Daten/Integration der LOR-Planungsraumebene

Die 447 Planungsräume im System „Lebensweltlich orientierte Räume“ (LOR) sind nicht deckungsgleich mit den 1779 Wahllokalbezirken. Ihre sozio-demographischen Indikatoren wurden deshalb entsprechend der Größe der geographischen Überlappung auf die jeweilig umfassten Wahllokalbezirke umgerechnet. Erneut stehen also nur Näherungswerte zu Verfügung.

Seemingly unrelated regression

Für die multivariate Identifikation der Zusammenhänge verschiedener Faktoren und dem Zweitstimmenergebnis der sechs Parteien wurden Regressionen berechnet. Da die Zweitstimmenergebnis logisch und mathematisch nicht unabhängig voneinander sind – der Gewinn einer Partei bedeutet Verluste für mindestens eine andere Partei – wurden die sechs Regressionen über die jeweiligen Fehlerterme, also als seemingly unrelated regressions, miteinander verknüpft. Dies erlaubt eine sinnvollere Schätzung der Effekte.

Konfidenzintervalle

Streng genommen bedarf es keiner Konfidenzintervalle, da es sich bei den untersuchten Fällen nicht um eine Zufallsauswahl, sondern eine Vollerhebung der Wahllokalbezirke handelt. Wir verwenden nichtsdestotrotz Konfidenzintervalle, um die jeweiligen Präzision der Einflussgrößen zu veranschaulichen.

Mittelwertdifferenzdekomposition

Dieses Verfahren wird oftmals in der Ungleichheitsforschung verwendet und ist auch unter dem Namen Oaxaca-Blender-Methode bekannt. Wir verwenden hier die von Ben Jann umgesetzte ‚gepoolte‘ Methode.

 

Analyzing elections worldwide: Harmonized Trend File of CSES Modules 1 to 3 published by DD researchers

The Comparative Study of Electoral Systems (CSES) is a collaborative program of national election studies around the world devoting itself to comparative electoral research and investigating the behavioral impact of political institutions since 1994. CSES provides survey data on elections for a large set of countries. However, what was missing was a dataset combining all these election surveys from different CSES waves in one comparative dataset which enables straight-forward access and research possibilities for the wider scientific public. A team of WZB researchers, Bernhard Weßels, Heiko Giebler, Josephine Lichteblau, Antonia May, Reinhold Melcher (now Fern-Universität Hagen) and Aiko Wagner, has now compiled such a dataset and it was made accessible via the CSES website on June 1st.

The WZB has been involved in the CSES program from the beginning being the host of its founding conference in 1994 and, since then, repeatedly organizing meetings of the CSES Planning Committee and Plenary Sessions. Members of CSES are national election study teams that agreed to include a common module of survey questions in their representative post-election studies, each for the duration of about five years. The respective module is developed by the CSES Planning Committee, that Hans-Dieter Klingemann and then Bernhard Weßels from the WZB were part of from 1994 to 2014. Providing one of the most important data sources for comparative electoral research, CSES can be regarded as a successful and constantly growing project of the comparative social sciences. Since its foundation, the number of participating countries increased continuously from 25 to over 50 (see figure below).

CSES World Map

Coverage of CSES Modules 1 to 3, 51 countries (several countries are even included with more than one elections study)

The WZB team of the German Longitudinal Election Study (GLES) under principle investigator Bernhard Weßels is responsible for the German contributions to CSES. The team only recently published a Harmonized Trend File of CSES Modules 1 to 3 covering 128 national elections of 51 countries from 1994 to 2011. The CSES 1-3 Harmonized Trend File is not simply a merged version of the three single datasets of the three modules containing each variable of each module in their original form. For the CSES 1-3 Harmonized Trend File all micro- and macro-level variables that were part of at least two of the three waves have been cumulated and partly integrated across the modules and participating countries. This means that for those variables there is only one harmonized variable containing all cases of all (or up to) three waves in the harmonized dataset. Coding of these variables has been harmonized as well to ensure that values represent the same substantive content over all waves and countries for which the variable is present. Therefore, the CSES 1-3 Harmonized Trend File provides a sound data source for analyses covering more than one wave of CSES and over time. Moreover, the universal coding of variables between CSES modules 1 to 3 ensures validity and reliability of empirical research using CSES data. With this data publication, the WZB and especially the department ‘Democracy and Democratization’ lead by Wolfgang Merkel follows its self-conception and tradition of common good production in the realm of empirical research with the goal of enabling and fostering high quality research not just in-house but all over the world.

The CSES 1-3 Harmonized Trend File and an extensive documentation are available for download from the CSES website under the “Data Center” link.

Kurzbericht zur Kandidatenstudie 2013 erschienen!

An keinem Stammtisch dieser Republik dürfen abfällige Kommentare über die „da Oben“, die ohnehin nur an Diätenerhöhungen und einer späteren Tätigkeit in Aufsichtsräten interessiert sind, fehlen. Was für ein großes Engagement hinter politischer Arbeit im Allgemeinen, aber auch dem Wahlkampf im Speziellen steckt, wird dabei allzu oft übersehen. Weiterlesen

Buch zur Bundestagswahl 2013!

Als wir letztes Jahr mit unserem Blog begonnen haben, gab es – aus aktuellem Anlass – viele Beiträge rund um die Bundestagswahl 2013. Diese Woche ist im Rahmen der German Longitudinal Election Study (GLES) ein Buch mit dem Titel „Zwischen Fragmentierung und Konzentration: Die Bundestagswahl 2013 erschienen, an dem mehrere Person aus der Abteilung „Demokratie und Demokratisierung“ mitgewirkt haben. Weiterlesen

Review of the Bundestag Election 2013: FDP Out – Women In?

Originally published on this blog in German on October 2nd, 2013.

After more or less stagnating for 15 years, the proportion of women in the German Bundestag has for the first time reached the mark of 36.9%. That is an increase of a good 5%. The CDU and CSU parliamentary groups now have more woman members than ever before and women are markedly overrepresented in the Green and Left Party groups. This is quite unexpected. As we had shown in an earlier contribution, the parties had broken no new ground in nominating candidates for this last election to the Bundestag. Weiterlesen

The Free Market is Male: Proportion of Female Candidates for the Bundestag Election 2013

Originally published on this blog in German on Septmeber 19th, 2013.

Do women make politics differently from men? The answer lies somewhere between gender stereotypes and contradictory empirical findings. Do women automatically do better work in parliamentary assemblies than men simply because they are women? This seems rather unlikely. Is a low proportion of women in parliament a problem for democracy? This is surely the case, for it points to structural discrimination that cannot be eclipsed simply by having a woman head the federal government. After the Bundestag election in 2009, the proportion of women in the house was only 32.8%, a figure that had more or less stagnated since the 1998 election. The debate about quotas in top management in business could easily be transferred to the Bundestag and political parties. Weiterlesen

A shot across the bow or already sinking? The Free Democratic Party after the 2013 Federal Election

This is a crosspost from the Winter newsletter from eustudies.org. You can find the complete newsletter with more interesting reports on the last Federal Elections in Germany here .

The 2013 Federal Election in Germany brought a landslide victory for the Christian Democratic Union (CDU) and her Bavarian sister party the Christian Social Union (CSU) – or maybe, more accurately, for Chancellor Angela Merkel. This success came only as a surprise regarding its magnitude. On the other hand, the fact that the Alternative for Germany (AfD), a new party rallying around EU- and Euro-skeptical issues, came close to the five percent threshold caused at least some public exclamation. Looking to the past and future of Germany’s party system and the nature of political competition in Germany, even the sudden success of the AfD was easily topped by the failure of the Free Democratic Party (FDP) to ensure parliamentary representation. Since the foundation of the Federal Republic of Germany, the FDP has won enough votes to enter parliament. Weiterlesen

Der freie Markt ist männlich: Frauenanteile bei den Kandidaturen zur Bundestagswahl 2013

Machen Frauen anders Politik als Männer? Die Antwort auf diese Frage liegt irgendwo zwischen Geschlechterstereotypen und widersprüchlichen empirischen Ergebnissen. Leisten Frauen automatisch aufgrund ihres Geschlechts bessere Arbeit in Parlamenten als Männer? Das erscheint eher unwahrscheinlich. Sind geringe Frauenanteile in Parlamenten ein Problem für die Demokratie? Mit Sicherheit ja, denn sie deuten auf strukturelle Diskriminierung hin, die sich auch von einer Frau an der Spitze der Bundesregierung nicht überstrahlen lässt. Nach der Bundestagswahl 2009 lag der Frauenanteil bei lediglich 32,8%, ein Wert, der seit der Wahl 1998 (30,8%) mehr oder weniger stagniert. Die Debatte um Quotenregelungen für Führungsetagen großer Unternehmen ließe sich also problemlos auf den Bundestag und die politischen Parteien übertragen. Weiterlesen